Weltweite Lesung am 9. September 2020 für Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Hongkong

An zahlreichen Orten überall auf der Welt werden am 9. September 2020 die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gelesen, die 1948 auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris verkündet wurden.

2020 soll mit diesen Lesungen auf die Lage der Meinungs- und Versammlungsfreiheit und der Menschenrechte in Hongkong aufmerksam gemacht werden. In Köln werden die 30 Artikel auf deutsch und teilweise auf chinesisch vorgetragen.

Wann:    Mittwoch, 9. September 2020, 17.30 & ca. 18.30 Uhr
Wo:        auf dem Wallrafplatz in Köln (200 Meter vom Dom)

Die weltweite Lesung wurde vom internationalen literaturfestival berlin [ilb] initiiert. Die Kölner Lesung wird von AMNESTY INTERNATIONAL, Köln-Ehrenfeld und von der Chinesischen Demokratiebewegung Sino Euro Voices e.V., organisiert. Unterstützt werden die Lesungen u.a. vom Literaturhaus Köln e.V..

AMNESTY INTERNATIONAL     &     Sino Euro Voices e.V.

 

“Das in Hongkong jüngst verabschiedete Sicherheitsgesetz und die damit verbundenen Regelungen und Festnahmen reihen sich ein in eine lange Tradition der teils subtilen, teils offensiven Bemühungen der Volksrepublik Chinas, Einfluss auf die seit 1997 teil-autonome Sonderverwaltungszone Hongkong sowie deren Regierungsbildung auszuüben. Neben weiteren wurde der pro-demokratische Aktivist Benny Tai festgenommen, nachdem er zuvor in Reaktion auf das neue Sicherheitsgesetz aus seiner Anstellung als Professor an der University of Hong Kong (HKU) entlassen worden war. Der Guardian schrieb am 1. Juli: „Der Umfang von Pekings Mandat wurde deutlich, als am späten Dienstag alle Einzelheiten des Gesetzes veröffentlicht wurden, das den Behörden weitreichende Befugnisse zur Bekämpfung von Meinungsverschiedenheiten einräumte und China neue Ebenen der Kontrolle über das halbautonome Gebiet ermöglichte.“

2014 legte die Regierung Chinas bereits fest, dass alle Kandidierenden für die Wahl des Regierungschefs oder der Regierungschefin zuvor in Peking genehmigt werden müssten. Bekannt unter der Bezeichnung „Regenschirm-Bewegung“ reagierte die Hongkonger Bevölkerung mit einer Reihe von Großdemonstrationen: Zu Hunderttausenden forderten Schüler*innen, Studierende, Hochschullehrer*innen, Intellektuelle, Künstler*innen, Arbeiter*innen und Angestellte die Rücknahme des Beschlusses und die Einleitung von politischen Reformen. Es kam zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und der Polizei, die mit Pfefferspray, Tränengas und Festnahmen gegen die weitgehend friedlichen Demonstrationen vorgingen.

Ende 2015 wurden fünf Hongkonger Buchhändler*innen und Verleger*innen nach Festlandchina entführt und dort interniert, verhört und zu Geständnissen gezwungen. Am 24. Februar 2020 wurde einer der Buchhändler, Gui Minhai, für die „illegale Weitergabe von Geheiminformationen ans Ausland“ zu zehn Jahren Haft verurteilt. Während zwar Internet, Zeitungen, Fernsehen und Radio in Hongkong offiziell unzensiert sind, sind die meisten Medien inzwischen im Besitz von chinesischen Investoren. Fernsehen und Radio überbieten sich weitgehend in Selbstzensur.

Seit März 2019 kommt es erneut zu Großdemonstrationen gegen die peking-nahe Regierung Hongkongs anlässlich eines Gesetzentwurfs, der auch die Auslieferung von gesuchten Personen an China ermöglichen sollte. Gefordert wurden von den Demonstrierenden unter anderem die Rücknahme des Auslieferungsgesetzes, das allgemeine Wahlrecht und die Freilassung von Demonstrierenden. Während der Entwurf des Auslieferungsgesetzes im September 2019 offiziell von Regierungsseite zurückgenommen wurde, werden die Antworten auf die weiteren Forderungen ausgesessen. Die Folge: über 1.000 Proteste und 8.000 Festnahmen seither.

Das neue Sicherheitsgesetz beschleunigt die andauernden Bemühungen Chinas, kritische Stimmen und Meinungsfreiheit in Hongkong zu unterbinden. Die Führung in Peking nutzt die globale Krise aufgrund von COVID-19, um rasch Fakten zu schaffen und das „Ein Land, zwei Systeme“-Prinzip zu untergraben. So gewährt das Gesetz der Hongkonger Polizei weitreichende Durchsuchungs- und Überwachungsvollmachten und kriminalisiert nicht genehme politische Aktivitäten als Terrorismus. Dieser Kurs verdeutlicht, wie dringlich internationale Aufmerksamkeit und Solidarität gerade jetzt sind.

AUFRUF

Gelesen werden die 30 Artikel der Menschenrechte, die Sie in über 500 (!) Sprachen auf der Website der Vereinten Nationen finden sowie gelesen in dem Film What Matters von Vivienne Westwood, Nina Hoss, Can Dündar, Patti Smith, Simon Rattle, Ai Weiwei, Elfriede Jelinek und David Grossman, untertitelt in den Sprachen Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Hindi, Russisch, Spanisch und Türkisch über die Website des internationalen literaturfestival berlin.

UNTERZEICHER*INNEN

Argentina Leila Guerriero I Pola Oloixarac I Noelia Blanco Armenia Viken Berberian Australia Brian Castro I Charlotte Wood I Kevin John Hart I Kyra Giorgi I Mark Isaacs I Tara June Winch I Austria Christian Duda I Elfriede Jelinek I Belgium Brecht Evens I Philippe de Pierpont Brazil Marcia Tiburi I Pieta Poeta Canada Brian Brett I Gaston Bellemare I John Ralston Saul I Lain Lawrence I Madeleine Thien I Margaret Atwood I Michael M. Day Chile Ariel Dorfman I Carmen Berenguer Croatia Ivana Sajko Czech Republic Radka Denemarková Denmark Kim Fupz Aakeson Dominican Republic Luisa Vicioso Sánchez France Azouz Begag I Marie Holzman I Olivier Guez I Shumona Sinha Georgia Zaza Burchuladze Germany Alban Nikolai Herbst I Burghart Klaussner I Gisela von Wysocki I Hans Christoph Buch I Jeanette Hofmann I Jenny Schon I mawil I Maxi Obexer I Olaf Kühl I Peter Schneider I Reinhard Kleist I Sebastian Lörscher I Stefan Weidner I Stephan Thome I Volker Stanzel I Wolfram Schrettl Greece Christos Chryssopoulos Greenland Jessie Kleemann Hong Kong Charmaine Li I Evans Chan Hungary Elizabeth Csicsery-Ronay India Damodar Mauzo I Manju Kapur I Mimi Mondal I Perumal Murugan I Rambharos Jha Iran Amir Hassan Cheheltan I Fariba Vafi Ireland Gabriel Rosenstock Israel Uziel Awret Italy Andrea Garbin I Davide Reviati I Lorenzo Marsili Japan Hiroko Oyamada Luxemburg Pierre Joris Mexico Alberto Ruy-Sánchez I David Huerta I Homero Aridjis I Lydia Cacho I Verónica Murguía Myanmar Kyal Yi Lin Six Nicaragua Gioconda Belli Norway Jan Erik Vold I Linde Hagerup I Sissel Horndal I Tom Egeland Pakistan Ahmed Rashid I Mohammed Hanif Poland Jacek Dehnel Portugal Ana Luisa Amaral I Catarina Sobral Puerto Rico Mayra Santos-Febres Romania Gabriela Adamesteanu I Marius Oprea Russia Alissa Ganijew Serbia Ana Ristovic Sierra Leone Ishmael Beah Slovenia Stanka Hrastelj South Africa Hennie van Vuuren Spain Ana Penyas Sweden Bengt Berg I Ghayath Almadhoun Switzerland Catalin Dorian Florescu I Raphael Urweider I Urs Jaeggi Syria Hala Mohammad I Widad Nabi The Netherlands Anneke Brassinga I Enne Koens Tunisia Meriam Bousselmi Turkey Burhan Sonmez I Ece Temelkuran I Oya Baydar UK Chloe Aridjis I Jeannette Ng I Ma Jian I Priya Basil USA Brittani Sonnenberg I Charles Bernstein I Elvia Wilk I Forrest Gander I John Wray I Joshua Cohen I Maggie Cleveland I Raza Rumi”

aus dem Aufruf des internationalen literaturfestivals berlin (ilb) August 2020

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13. September 2020